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Unterwegs entdeckt - kurz erklärt

Das Siek

Sieke sind kleine, feuchte Bachtäler mit schmalen Grünlandstreifen, in denen sich Natur- und Kultur auf besondere Weise begegnen. Wer hier unterwegs ist, erlebt eine Landschaft mit einer langen Geschichte. Die Bachläufe und die blühenden Feuchtwiesen mit ihren artenreichen Lebensräumen sind geprägt von Jahrhunderten menschlicher Nutzung. Sieke sind heute als Zeitzeugen und Lebensräume wertvoller denn je.

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Zusammenfassung

Die Sieke im Kreis Herford zeigen mehr als nur ein malerisches Landschaftsbild. Die Geschichte eines jahrhundertelangen Miteinanders von Mensch und Natur lässt sich an vielen Orten in der Region bewundern. Beim Wandern durch diese Wiesentäler erlebt man eine vielfach vergessene Kulturlandschaft, in der Artenreichtum und landschaftliche Schönheit erlebbar sind. Besonders im Frühjahr und Frühsommer, wenn die Wiesen in voller Blüte stehen, wird ein naturnahes Siek zu einem ganz besonderen Naturerlebnis im Ravensberger Hügelland.

Was ist ein „Siek“?

Der Begriff Siek stammt aus dem althochdeutschen und kann ein feuchtes, meist bachbegleitetes Wiesental bezeichnen oder steht einfach für „niedrig“ (niederdeutsch: „suige“). Besonders typisch ist diese Landschaftsform im Ravensberger Hügelland, wo sich aus natürlichen Erosionsrinnen in den schweren Lössböden nutzbare Senken entwickelten.

Ab dem Mittelalter gestalteten Menschen diese Täler gezielt um. Beim „Wiesenbrechen“ der so genannten „Wiskenmakern“ wurden die Hangkanten abgestochen und damit höher und steiler. So entstanden recht breite Kastentäler, die besser nutzbar waren. Parallel legte man Bachläufe in gerade Gräben an den Talrand, um die weite Senke zwar feucht aber nicht überflutet zu halten. Dadurch entstand wertvolles feuchtes Grünland, das als Futterplatz für das Vieh und als Heuwiese diente. Auch im Hochsommer fand sich hier in der Senke noch grünes Gras.

Feldraine, Hecken und Gehölze am Rand der Sieke prägten zusätzlich das Landschaftsbild und wurden zur Gewinnung von Holz, Flechtmaterial oder Streu genutzt. Durch diese kombinierte Nutzung entwickelten sich die Sieke zu artenreichen Feuchtwiesen, die sich als landschaftlich reizvoll und ökologisch wertvoll herausstellten.

Für die moderne Landwirtschaft mit meist großen Maschinen und großen Arbeitsbreiten sind die schmalen Gründlandstreifen kaum noch interessant, da sie zu kleinflächig und feucht sind. Durch die stark aufgewachsenen Gehölze der Hänge sind die Wiesen oft beschattet, sodass das gemähte Heu nicht gut abtrocknen kann.

Siek Entstehung


Feuchtwiesen im Wandel der Jahreszeiten

Ein ganz besonderes Merkmal für die biologische Vielfalt dieser Sieke sind die artenreichen Wiesen. Ihre Pflege und der Erhalt setzten eine traditionelle Nutzung voraus: späte Mahd, wenig Düngung und feuchte Böden.

Hier blühen im Frühling zunächst die leuchtend gelben Sumpfdotterblumen, kurz darauf kommt das Wiesenschaumkraut hinzu. Im Mai und Juni schließlich leuchtet die Kuckucks-Lichtnelke in zartem Violett.

Diese Pflanzen sind in Nordrhein-Westfalen vielerorts selten geworden und stehen zum Teil auf der Roten Liste. Viele Sieke sind heute besonders geschützt: sie dürfen weder gedüngt noch umgebrochen oder entwässert werden.

Kuckuckslichtnelke


Lebensraum für Insekten, Vögel und Brennnesseln

Doch nicht nur seltene Blütenpflanzen finden in den Sieken ein Zuhause. Auch Tiere profitieren von der Strukturvielfalt der feuchten Wiesentäler. Eine oft unterschätzte Pflanze ist die Brennnessel, die an feuchten Stellen, Gräben, Weg- und Waldrändern sehr dicht wachsen kann. Sie bildet große Bestände – ein Paradies für Insekten.

Der Distelfalter legt seine Eier bevorzugt in diese Brennnesselbestände ab. Für die Raupenentwicklung sind jedoch Disteln notwendig, die in intensiv genutzten Agrarlandschaften oft fehlen. Der Falter meidet Wälder und liebt offene, abwechslungsreiche Fluren – wie sie das Siektal bietet.

Auch Vögel - etwa der charakteristische und häufige Sumpfrohrsänger, der Neuntöter oder der seltene Feldschwirl - finden in den blühenden Feuchtwiesen und ihren Gehölzstreifen Nahrung und Brutplätze.

Distelfalter, Foto: Leif Beckmann

Neuntöter

Heuhechel-Bläuling, Foto: Angelika Meister

Wegempfehlung

Die rund 8 Kilometer lange Wanderung – Route 19 (Asbeke und Kinzbeke) – führt durch ein idyllisches Siektal. Der Weg verläuft durch feuchte Wiesentäler, entlang kleinerer Bäche und an naturnahen Waldrändern vorbei. Ein ideales Erlebnis für Familien, Naturfreundinnen und -freunde sowie alle, die gerne in Bewegung sind.

Weitere Wanderrouten, auf denen sich Sieke entdecken lassen:

Route 1 | Spenger Rötekuhlen
Route 2 | Mühlenburg und Katzenholz
Route 7 | Um Randringhausen
Route 12| Rund um Oldinghausen
Route 13 | Um Stift Quernheim

Unser Tipp

Natur braucht Rücksicht. Bleiben Sie bitte auf den Wegen, bringen Sie ein Fernglas mit – und genießen Sie die Schönheit dieser Landschaften ganz bewusst von dort aus.