
11 | Enger Bruch und Sattelmeierhöfe
Enger
Das Naturschutzgebiet Enger Bruch liegt in einer langgestreckten Senke des Ravensberger Hügellands mit wenig Gefälle. Nach starken Regenfällen sind die Wiesen und Hochstauden viele Wochen überschwemmt. Das umliegende Ackerland liegt meist deutlich höher, Gewerbe- und Wohnflächen dagegen manchmal nicht. Das Bruch hat heute eine große Bedeutung als Brutgebiet für Wasservögel und ist auch ein wertvoller Rastplatz für Zugvögel, ein „Hotspot“ des Vogelzuges.

Stationen
Das gibt es zu sehen

Kranichwiese
Diese große Feuchtwiese erhielt ihren Namen durch eine für viele Naturliebhaber faszinierende Beobachtung balzender Kraniche in den 80er Jahren. Die 6 ha große Fläche ist ein wichtiger Rastplatz für Wasservögel: seltene Entenarten, Blässhühner, Kiebitze oder Flussregenpfeifer brüten hier regelmäßig. Durch hohe Wasserstände wird die Bewirtschaftung mitunter erschwert. Dennoch ist der Erhalt der Bewirtschaftung gerade für die Naturschutzziele wichtig. Bestimmte Arten, wie die landesweit sehr seltene Knäkente, brüten gerne auf überschwemmten Feuchtwiesen.

NSG Enger Bruch
Das relativ kleine Naturschutzgebiet erstreckt sich lediglich auf einer Fläche von 55 ha, davon gehören mehr als die Hälfte dem Land NRW. Ursprünglich wuchs hier ein feuchter Wald. Er wurde aber schon vor etwa 500 Jahren abgeholzt, um Weideland zu schaffen. Bis auf eine kleine Schafweide wird das seit 1989 unter Naturschutz stehende Feuchtgebiet allerdings nicht mehr beweidet, sondern möglichst zweimal im Jahr gemäht. Die Kernbereiche sind dazu allerdings meist zu nass und haben sich daher als Wasserfläche mit Röhricht entwickelt. Ein Aussichtsturm bietet gute Beobachtungsmöglichkeiten. Zu bestimmten Zeiten geben sich vogelbegeisterte Menschen „die Klinke in die Hand“. Seit 1961 sind fast 200 Vogelarten nachgewiesen worden.

Baringer Bach
Der Baringer Bach mit seinen Nebenbächen ist das größte Fließgewässersystem in Enger. Er ist in seinem Fließverhalten und seiner Aue relativ naturnah.

Baringhof
Der Baringhof (mit der Familie Barmeyer) war – wie alle Sattelmeierhöfe – so groß, dass er nicht ohne fremde Hilfe bewirtschaftet werden konnte. Er bestand neben dem Haupthaus noch aus mehreren Häusern für Landarbeiter einschließlich ihrer Familien. 1926 brannte der Hof bis auf einen Kotten und einen Stall völlig ab. Der Neubau des Wohnhauses erfolgte im ostelbischen Gutsherrenstil. Zum Hof gehören 120 ha Fläche, davon ca. 26 ha Wald.

„Im Großen Holz“
Der südliche Teil des Waldgebiets „Im Großen Holz“ gehört zum Baringhof, der nördliche Teil zum Ringsthof. Dieses größte zusammenhängende Waldstück in Enger setzt sich aus Laub- und Nadelwald zusammen und wird von mehreren Bächen durchflossen. Ein scheuer, mitunter aber auch auffälliger Brutvogel ist der Kolkrabe. Dieser große Rabenvogel ist durch seine lauten Rufe sehr gut zu erkennen, sein deftiges „kork kork“ ist weithin gut zu hören. Er meidet aber die Nähe zum Menschen. Es kann sein, dass es bei der Jagd auf die deutlich kleinere Rabenkrähe zu Verwechslungen kommt.
Im Wald befindet sich eines der in der Region verbreiteten Erbbegräbnisse. Diese Form einer siedlungsfernen Familiengrabstätte, wurde als Privileg im frühen 19. Jahrhundert für adelige Familien oder Großbauern eingeräumt, das heute noch gültig ist.

Ringsthof
Die heutigen Gebäude der Bauernfamilie Ringstmeyer wurden um 1910 errichtet und das Haupthaus steht unter Denkmalschutz. 150 ha landwirtschaftliche Fläche gehören zum Hof. Der Ringsthof ist einer von fünf in Enger übrig gebliebenen Sattelmeierhöfen, die mit viel Freiheiten versehen um 700 n.u.Z. gegründet wurden. Sie leisteten lange Zeit kaum Abgaben gegenüber den jeweiligen Landesherren, mussten aber stets ein gesatteltes Pferd (mit oder ohne Reiter) für mögliche Kriegsdienste bereithalten. Vielfach kauften sich die wohlhabenden Bauern von diesem Dienst frei.

Kleinbahntrasse
Nach dreijähriger Bauzeit fuhr vom April 1900 an bis Februar 1955 über diesen Bahndamm eine Kleinbahn. Die Strecke reichte mit einer Spurbreite von 1 m von Enger nach Bielefeld und war 15,4 km lang. Die kleinen Dampflokomotiven zogen sowohl Passagier- als auch Güterwagen. In den 1950er Jahren verlor die Kleinbahn den Wettbewerb gegen Bus und PKW, der Fahrbetrieb wurde eingestellt, die Gleise abgebaut. Der Damm ist in den hier sichtbaren Resten und am Enger Bruch zu erkennen. Teile des Bahndamms sind strukturreiche Biotope für Vogelarten, Schmetterlinge, Heuschrecken und anderen Insekten.

Aussicht
Direkt am „Roten Kotten“ (der nicht mehr rot ist) steht eine Bank. Von hier aus ergibt sich ein wunderbarer Weitblick: über das Enger Bruch, die Niederung der Else bis hin zum Wiehengebirge, das 15 Kilometer Luftlinie entfernt ist. Ein Kotten ist ein Wohngebäude, das früher für unselbständige Bauernfamilien auf dem Grund eines größeren Hofes standen. Jahrhundertelang wohnten hier die „Kötter“, deren Pacht jederzeit auslaufen konnte. Neben den Diensten beim Haupthof hatten die Familien kleine, selbst bestellte Flächen, wenig Vieh. Die verbreitete Armut wurde lange durch Heimweberei, Zigarrendrehen und ähnliche Arbeiten einigermaßen ausgeglichen.

Fischteiche
Fischteiche nutzte der Mensch seit dem Mittelalter zur Nahrungsversorgung. Heute dienen sie der Freizeitbeschäftigung und Erholung. Diese Teiche sind flächig in ein altes Siek gelegt worden - von der einen Talseite zur anderen. Der Aufstau der Baches kann das Gewässer empfindlich stören; wandernde Tiere werden aufgehalten und bei Trockenheit kann das Wasser im Bach knapp werden.
Start/Ziel
Ein Parkplatz befindet sich an der Bolldammstraße 36, 32130 Enger. Von dort den Bruchweg Richtung Westen.
Stationen
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in Kürze!

Hinweis
Nicht beschilderter Rundkurs.
Bitte denken Sie daran, dass Sie sich in einem Naturschutzgebiet bewegen und bleiben Sie deshalb unbedingt auf den Wegen! Genießen Sie von dort den Blick auf die Landschaft. Führen Sie Ihren Hund bitte immer an der Leine und hinterlassen Sie keinen Müll, auch keine Bioabfälle! Vielen Dank.
Wandertipp
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Karte: © Geobasis NRW - Datenlizenz Deutschland - Zero - Version 2.0
Fotos: Wanderstiefel © Adobe Stock, alle anderen ©Biologische Station Ravensberg