
Um Stift Quernheim
Kirchlengern
Das Damenstift in Stift Quernheim hat mit seiner langen Geschichte die umgebenden Orte und die Landschaft geprägt.
Bis heute zeugen Straßen-, Flur- und Ortsnamen, wie Stiftstraße, Stiftsfeld, Fräuleinpatt oder Äbtissinnenstraße, Klosterhofstraße und Klosterheide davon.
Stift Quernheim ist der älteste Ortsteil der Gemeinde Kirchlengern.

Stationen
Das gibt es zu sehen

Stift Quernheim
Die adelige Familie von Quernheim stellte 1147 mit Klosterbauerschaft und Stiftsfeld Teile ihres Besitzes für die Errichtung eines Frauenstifts zur Verfügung, das bis 1648 zum Bistum Osnabrück gehörte. Die Adeligen Damen des Stifts waren keine Nonnen, sondern unverheiratete Töchter des niederen westfälischen Adels. Im Falle einer Heirat konnten sie wieder aus dem Orden austreten. Sie zahlten sowohl beim Eintritt in das Stift als auch wenn sie austreten wollten. Die Leitung lag in den Händen der Äbtissin. Die Stiftsdamen betrieben auf dem "Stiftsfeld" ihre Eigenwirtschaft, sie hielten Kühe, Schafe, Schweine und Gänse. Dazu bauten sie Getreide und Flachs an, bzw. sie ließen anbauen. Zum Stift gehörten viele tributpflichtige Höfe und bildeten die zentrale Einnahmequelle des Damenstiftes. Stift Quernheim galt als ein erfolgreiches, von geachteten Frauen geführtes Wirtschaftsunternehmen.
Um 1170 wurde als erster Teil der Stiftskirche eine dreischiffige Gewölbebasilika und der dreiteilige Westbau errichtet. Der Westbau wurde um 1220 abgebrochen und ein Turm errichtet. Bis um 1555 erfolgten weitere Anbauten, die der Kirche ihr heutiges Aussehen gaben. Zum Stift gehörte das Gerichtshaus, ein Amtshaus, das Küster-, Pfarr- und das Schulhaus und mehrere Unterkünfte für die "Fräulein", die Novizen.
1808 erfolgte überregional die Befreiung der Bauern, so dass diese grundsätzlich selbst zu Eigentümern der von ihnen bewirtschafteten Höfe und Ländereien werden konnten. 1810 wurde das Stift aufgelöst, die Güter fielen an den Staat. Von 1816 - 1832 war es eine preußische Staatsdomäne, danach Privatbesitz. 1865 wurde das preußische Rittergut Quernheim liquidiert, 1939 das restliche Kirchenland auf dem Stockfeld durch den Staat enteignet und bebaut.

Herrenhaus
Die Grundmauern des Herrenhauses wurden im 12. Jahrhundert zur gleichen Zeit wie die ältesten Teile der Kirche errichtet. Das Fachwerkhaus wurde Sitz der Äbtissin. Es wurde später von wechselnden Besitzern bewohnt und mehrfach umgebaut. Nachdem 1834 Wilhelm Bacmeister zu Grapenstein Eigentümer wurde, erhielt das Gebäude seinen heutigen, historisch irreführenden Namen „Herrenhaus". Das lang gestreckte Fachwerkhaus war sogar um 1900 Standort einer Zigarrenmanufaktur. 1976 verfiel es zusehends und sollte abgerissen werden. Dies konnte im letzten Moment verhindert werden. Seit 1986 ist das Haus im Besitz der „Stiftung für die Natur Ravensberg“, die es ermöglichte, dass 1993 die Biologischen Station Ravensberg hier ihre Arbeit aufnehmen konnte. 2024 bis 2025 fand eine grundlegende Renovierung des Hausinneren statt. Ein prächtiger Raum mit einer ca. 125 Jahre alten Deckenbemalung ist als Trauzimmer der Gemeinde Kirchlengern sehr beliebt.

Dorfkneipe
Im Herzen von Stift Quernheim gelegen, war die Gaststätte lange Zeit die letzte Dorfkneipe „auf dem Stift“. Das Gebäude ist ein historischer Bestandteil des Damenstiftes und war das Amtshaus, wo die Bauern ihre Abgaben ablieferten. Schon seit 1821 ist es eine Kneipe, 1991 bis heute läuft sie unter dem Namen „Myer zwo“. Nachdem der langjährige Wirt 2023 verstarb, drohte Stift Quernheim das gleiche Schicksal vieler Dörfer, keine Kneipe mehr zu haben. Zum Glück fanden sich Nachfolger, Jan und Christoph Nobbe, die gewissermaßen „nebenher“ (neben ihren Jobs und Leitung eines Trachtenmuseums) die Kneipe gerettet haben: https://myer-zwo.de.

Hohlweg
Der kleine Hohlweg am Kämpersiek ist durch jahrhundertelange menschliche Nutzung entstanden. Mit Ochsenkarren, Kutschen und Viehtrieb ging es z.B. vom Hof auf die Weide und wieder zurück, immer auf denselben Wegen. So formte sich die charakteristische Wegform aus, die durch Erosion weiter vertieft wurde. Hohlwege sind wichtige Verbindungslebensadern in der Landschaft für Mensch und Natur, sie gelten als besondere Kultur- und Naturrelikte.

Kämperbach
Dieser kleine Bach hat in Jahrtausenden das weite Tal ausgewaschen. Er fließt mit einer mäßigen Strömung und bildet Gleit- und Steilhänge mit Sand, Kies und Schlammablagerungen aus. Auf der Karte kann man sehen, dass die Waldfläche am Bach in viele dünne Streifen geteilt sind. Jeder Landwirt aus der näheren Umgebung besitzt ein Waldstück - wie Handtücher liegen sie nebeneinander. Manche Flurstücke sind sogar unter 200 m² klein. Der Grund liegt bei der Markenteilung um 1772. Damals bekam jeder Bauer seiner Hofgröße entsprechend ein Grundstück zugeteilt.

Fichtensterben
Von diesem Punkt hat man eine gute Sicht auf das Wiehengebirge. Auffällig sind die meist frischen Kahlschläge zwischen den sonst dicht bewaldeten Berghängen. Ursache dafür ist der Borkenkäfer: Verbunden mit stark erhöhter Trockenheit sind ganze Fichtenbestände vernichtet worden. Durch die Anpflanzungen von durchmischten Wäldern will man die negativen Auswirkungen in Zukunft verringern. Fachleute plädieren auch für eine Selbstbewaldung, d.h. der Wald verjüngt sich von selbst.

Ein ehemaliger Stiftshof
Dieser Stiftshof entstand bereits im 12. Jahrhundert bei der Gründung des Klosters. Die Bauern mussten zwar Abgaben an das Stift leisten, erhielten dafür aber auch dessen Schutz. Im 19. Jahrhundert wurde der Hof privat erworben. Heute wirtschaftet hier ein moderner Vollerwerbslandwirt. Ortsbezeichnungen wie Stifts Feld deuten darauf hin, wie viel Fläche früher zum Stift gehörte.

Hochsitz
Der Kreis Herford besteht aus 10 Hegeringen und ist in 83 Jagdbezirke eingeteilt. Die Jagd diente früher dem Nahrungserwerb, heute der Regulierung von Tierbeständen und der Freizeitgestaltung. Hochsitze, Futterstellen und Wildäcker sind ihre sichtbaren Zeichen in der Landschaft.

Rehmerloh-Mennighüffer-Mühlenbachtal
Der Rehmerloh-Mennighüffer-Mühlenbach durchzieht mit einer Länge von ca. 11 km das Quernheimer Hügelland. Mit 71 km² Einzugsgebiet eines Fließgewässers ist der Bach der größte im Kreis Herford. Fast 100 % seines Bachlaufes mit den direkt benachbarten Flächen ist als Naturschutzgebiet (NSG) ausgewiesen, das mit über 220 ha kreisweit das größte NSG ist. Viele Kilometer der Gewässerstrecke werden von einem Erlen-Eschenwald begleitet. Immer wieder durchfließt er jahrhundertealte Grünlandbereiche, aber auch Hochstaudenfluren und Äcker. Steile Abbruchkanten bieten Nistplätze für den Eisvogel und Kies- und Sandbänke bieten Laichgrund für bis zu 18 Fischarten. Hasel, Döbel, Bachschmerle, Ukelei und Neunstachliger Stichling wurden nachgewiesen.

Mühle
Diese Mühle war die mittlere von drei Stiftsmühlen am Mühlenbach. Ihre Bedeutung wird durch das Wappen und den Namen der ehemaligen Gemeinde Stift Quernheim verdeutlicht, denn „Querne“ heißt Mühle. Zum Betrieb wurde der Bach an die Talseite verlegt und ein bis heute erhaltener Mühlenteich angelegt.
Start/Ziel
Ein öffentlicher Parkplatz befindet sich vor der Kirche, Straße: An der Stiftskirche, 32278 Kirchlengern
Start- und Zielpunkt ist die Stiftskirche
Stationen
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in Kürze!

Hinweis
Nicht beschilderter Rundkurs.
Bitte denken Sie daran, dass Sie sich in einem Naturschutzgebiet bewegen und bleiben Sie deshalb unbedingt auf den Wegen! Genießen Sie von dort den Blick auf die Landschaft. Führen Sie Ihren Hund bitte immer an der Leine und hinterlassen Sie keinen Müll, auch keine Bioabfälle! Vielen Dank.
Gastronomie an dieser Route
Taverna bei Foti Griechisches Restaurant
Stiftstraße 110, 32278 Kirchlengern
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Wandertipp
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Karte: © Geobasis NRW - Datenlizenz Deutschland - Zero - Version 2.0
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