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Saalegge und Voßgrund

Vlotho

Der Wanderweg führt teilweise auf dem Kamm entlang, etwas unterhalb der eigentlichen Saalegge. Ortsnamen können helfen, die Geschichte der Landschaft besser zu verstehen. „Saal“ wird mit dem althochdeutschen "salha" für Salweide bzw. Weide verbunden. „Egge“ kommt von Ecke, althochdeutsch "ecka" und meint einen Bergrücken. Der Name „Voßgrund“ steht für Fuchsgrund und bezeichnet eine Senke, in der Füchse vorkommen können. „Bretthorst“ bezieht sich auf die Berufsbezeichnung der Brettschneider, „Horst“ ist ein alter Begriff für Gehölz.

Die Namen verdeutlichen die vorherrschende Waldnutzung der letzten Jahrhunderte an der Saalegge mit einer Senke, die als Grünland und später auch für den Ackerbau genutzt wurde.

Karte der Wanderroute Mühlenburg und Katzenholz

Stationen

Das gibt es zu sehen

Station 1

Mergelgrube

Die Gesteine im Voßgrund stammen aus einer Zeit vor ca. 220 Millionen Jahren. Unter einer Schicht mit fruchtbarem Lösslehmboden finden sich Gips, Sandstein und Mergel. Mergel ist ein von Ur-Meeren abgelagertes Gestein mit einem bestimmten Mischungsverhältnis von (Muschel-)Kalk und Ton. Die härteren Mergelkalke wurden zum Bauen verwendet, weichere zum Düngen der Felder. Aus den Mergelgruben, die noch an vielen Stellen im Wald sichtbar sind, versorgten sich die Bauern bis in die 1930 er Jahre mit Dünger, bis vor allem Kunstdünger die Funktion des Mergels übernahm.

Station 2

Hecke und Neuntöter

Äcker, Wiesen und Weiden sind im Vlothoer Bergland durchzogen von einem Netz von Hecken, die (idealerweise) Wälder miteinander verbinden. Gerade in den letzten Jahren wurden viele Hecken neu- oder nachgepflanzt. Heckenrose, Schlehe und Weißdorn, die besonders gut an sonnigen Standorten gedeihen, sind für viele Arten attraktiv. Sie bilden bei guter Pflege ein undurchdringliches Dornengestrüpp, das gute Nistmöglichkeiten bietet. Die reichhaltigen Blüten ziehen viele Insekten an und bieten später mit ihren Früchten ein reichhaltiges Nahrungsangebot.

Weideland in Kombination mit ausreichend Hecken bevorzugt der Neuntöter. Ebenso schauerlich sind seine anderen Namen, wie: „Würgengel, Dorndreher, Käferfresser, Totengräul oder Finkenbeißer“. Die für einen Singvogel brutalen Benennungen verweisen auf eine Eigenart des Vogels. Seine Beutetiere, meist größere Insekten, spießt er zur Vorratshaltung auf Dornen. Insekten- und blütenreiche Säume, Sandwege und krautige Feldwege braucht der Neuntöter in seinem Revier. Ackerflächen bieten allein keine ausreichende Nahrungsgrundlage. Erst Anfang Mai kommt der ausgeprägte Zugvogel im Voßgrund an. Hohe Sitzwarten auf den Hecken werden genutzt, um von dort aus Insekten zu jagen, Zaunpfosten, Telefon- oder Stromleitungen gehen auch. Die Bestände dieses auffälligen und schönen Vogels waren über Jahrzehnte stark zurückgegangen. Sie erholen sich wieder, vor allem unterstützt durch den Erhalt von Weideland sowie die Anlage und Pflege von Hecken.

Station 3

Blick in das Ravensberger Hügelland

Von einigen Stellen im Voßgrund hat man einen herrlichen Blick über das Ravensberger Hügelland. Das Vlothoer Bergland liegt bis 300 Meter meist höher und hat auch steilere Hänge. Das geringere Relief im Ravensberger Hügelland und das Vorkommen fruchtbarer Parabraunerde machen dieses zum gut bestellbaren Ackerland. Der auf wasserdurchlässigeren Schichten aufliegende Boden im Vlothoer Bergland ist dagegen deutlich trockener und weniger fruchtbar. Besonders die Bergrücken waren für die Ackernutzung weniger gut geeignet und blieben oft bewaldet.

Station 4

Schlacht von Valdorf

Von dieser Stelle aus blickt man in Richtung Weser, die nur 2 Kilometer entfernt ist. Bei klarer Sicht ist das Wesergebirge, die östliche Fortführung des Wiehengebirges, gut zu erkennen. Am 4.10.1638 kam es im 30-jährigen Krieg am Voßgrund zur „Schlacht von Valdorf“. Schwedische Truppen lagerten vor Lemgo. Um die Stadt vor dem Zugriff zu retten, eilten kaiserliche Soldaten nach Ostwestfalen. Die feindlichen Truppen wollten bei Vlotho über die Weser gehen, um sich Richtung Minden zurückzuziehen. Dies wurde durch die Zerstörung der Brücke verhindert und die Schweden zwischen Werre und Weser eingeklemmt. In der Nähe der Valdorfer Kirche beteiligten sich über 15.000 Soldaten an einer dreistündigen Schlacht, über 1.000 Menschen fanden den Tod. Der General James King, ein schottischer Söldner im Dienst der Schweden, schrieb in einem Bericht: "wobei die Hecken und Büsche dem Feinde zustattenkamen".

Station 5

Niederwald

In den Wäldern um Vlotho wachsen überwiegend Rot- oder Hainbuchen, auch Birken, Ahorne und Eichen. Seit dem 16. Jahrhundert entstanden durch Beweidung der Waldflächen und Brennholzgewinnung Niederwälder. Im Rhythmus von 15-25 Jahren wurden die Bäume parzellenweise heruntergeschnitten. Durch die regelmäßige Nutzung bilden die Niederwälder ein weniger dichtes Laubdach als Hochwälder aus. Sträuchern und Kräutern bekommen genügend Licht zum Wachsen. In Vlotho sind ca. 30-40% der Wälder Niederwälder, die allerdings seit ca. 50 Jahren nicht oder kaum mehr genutzt werden und durchgewachsen sind. Die ungewöhnliche Vielstämmigkeit der Buchen ist aber immer noch gut zu erkennen. Durch die Aufgabe der Nutzung finden wir hier heute nur noch wenige niedrig wachsenden Pflanzen (Krautschicht) wie Sauerklee, Heidelbeere, Eichenfarn und Waldgeißblatt.

Station 6

Rote Waldameise

Waldameisen sind staatenbildende Insekten, die ihr Nest teils über- teils unterirdisch anlegen, bis zu zwei Meter tief. Mehr als eine Viertelmillion Individuen leben mit nur einer oder mehreren Königinnen zusammen. Eine Königin kann mit über 20 Jahren für ein Insekt ein erstaunliches Alter erreichen. Waldameisen sind von beträchtlichem Nutzen für den Wald. Larven und Alttiere von z.B. Eichenwicklern und Forstspanner werden in riesigen Mengen gelagert und gefressen. Von Schädlingen befallende Wälder können an den Stellen, wo Waldameisen vorkommen, gänzlich frei von Befall sein. Die Nester der Ameisen stehen unter Schutz.

Station 7

Landwirtschaftliche Nutzung

Der Name „Kalbersiek“ verweist auf die landwirtschaftliche Nutzung als Weide für Kühe und Kälber. Die nährstoffreichen Lösslehmböden wurden überwiegend als Ackerland genutzt, steilere Hänge, feuchte oder schattige Standorte eher als Grünland. Bergauf und unterhalb der Straße „Voßgrund“ liegen größere Äcker, umgeben von kleinen Gründlandflächen, die heute allerdings ohne Beweidung genutzt werden.

Hinweis

Nicht beschilderter Rundkurs.

Bitte denken Sie daran, dass Sie sich in einem Schutzgebiet bewegen und bleiben Sie deshalb unbedingt auf den Wegen! Genießen Sie von dort den Blick auf die Landschaft. Führen Sie Ihren Hund bitte immer an der Leine und hinterlassen Sie keinen Müll, auch keine Bioabfälle! Vielen Dank.

Wandertipp

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Route 25 – Bonstapel und Kleiner Selberg

Karte: © Geobasis NRW - Datenlizenz Deutschland - Zero - Version 2.0

Fotos:

Nesthügel der Roten Waldameise: Budinho (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Formica_rufa_Nesth%C3%BCgel.jpg)

Rote Waldameise: Richard Bartz, Munich Makro Freak, CC BY-SA 2.5 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5, via Wikimedia Commons
(https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Formica_rufa_Quadrat.jpg )

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