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Unterwegs entdeckt – kurz erklärt

Streuobstwiesen

Wer durch die Kulturlandschaft des Kreises Herford wandert, stößt immer wieder auf diese besonderen Lebensräume – Streuobstwiesen. Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Zwetschgenbäume stehen oft „verstreut“ auf blütenreichen Wiesen.  Hinter diesen Bäumen steckt oftmals eine jahrhundertalte Geschichte der Region. Früher dienten sie zur Versorgung - heute sind sie vor allem eines: ökologisch von unschätzbarem Wert.

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kurz und knapp

Streuobstwiesen sind Besonderheiten der alten Kulturlandschaft im Ravensberger Hügelland. Zwischen knorrigen Obstbäumen und blühenden Wiesen verbinden sie auf einzigartige Weise Nutzen und Schönheit. Sie bieten Lebensraum für seltene Vögel, Insekten und Pflanzen – und schenken uns zu jeder Jahreszeit besondere Eindrücke: das helle Blütenmeer im Frühjahr, den Duft von reifem Obst im Sommer und Herbst, die stille Silhouette alter Baumgestalten im Winter. Wer durch Streuobstwiesen wandert, spürt die tiefe Verwurzelung von Natur und Kultur und kann die Landschaft mit allen Sinnen genießen.

Was ist eine Streuobstwiese?

Streuobstwiesen sind traditionelle Formen der Landnutzung, die im Ravensberger Hügelland bis heute vielerorts das Landschaftsbild prägen. Charakteristisch ist die weitständige Pflanzung hochstämmiger Obstbäume auf artenreichen Wiesen. Zwischen Apfel-, Birnen-, Kirsch- und Zwetschgenbäumen grasen oft Schafe oder Rinder oder die Flächen werden als Wiese gemäht. Anders als in modernen Plantagen stehen die Bäume hier „verstreut“, wodurch eine offene, parkartige Landschaft entsteht.

Ursprünglich dienten Streuobstwiesen der Selbstversorgung: Obst wurde frisch verzehrt, eingelagert, zu Saft, Most oder Dörrobst verarbeitet. Das Grünland unter den Bäumen lieferte Heu oder Weidefutter. Heute ist ihre wirtschaftliche Bedeutung zurückgegangen – doch ökologisch und kulturell sind sie unschätzbar wertvoll.

Damit Streuobstwiesen ihre Vielfalt und Vitalität langfristig bewahren, benötigen sie jedoch regelmäßige Pflege. Dazu gehört vor allem der fachgerechte Obstbaumschnitt, der in festen Abständen durchgeführt werden muss, um die Bäume gesund und ertragreich zu halten. Die Biologische Station engagiert sich dabei aktiv: jedes Jahr werden zahlreiche Obstbäume im Kreis Herford gepflegt und geschnitten. Zusätzlich bietet die Biostation Obstbaumschnittkurse an, in denen Interessierte lernen können, wie ein sachkundiger Schnitt durchgeführt wird.

Weitere Informationen finden Sie unter: https://www.bshf.de/das-obstwiesenprojekt/.

Hotspot der Artenvielfalt

Streuobstwiesen gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Die alten, knorrigen Obstbäume bieten Nisthöhlen für z.B. Steinkauz, Gartenrotschwanz und Fledermäuse. In Spalten und Rindentaschen leben Käferarten wie der seltene Hirschkäfer. Die blütenreichen Wiesen locken unzählige Schmetterlinge, Wildbienen und andere Insekten an. Im Frühjahr verwandeln die Obstblüten ganze Hänge in ein weiß-rosa Blütenmeer, das nicht nur Wandernde begeistert, sondern auch Bienen und Hummeln reichlich Nahrung bietet. Unter den Streuobstbäumen entsteht durch extensive Bewirtschaftung oft ein Mosaik aus hohen Kräutern, niedrigem Gras und blühenden Stauden. An diesen Standorten lassen sich häufig typische Pflanzenarten wie Scharfer Hahnenfuß, Magerwiesen-Margerite und Wiesen-Schaumkraut finden

Gerade im Ravensberger Hügelland bilden die Streuobstwiesen zusammen mit Hecken, Bachläufen und sanften Hügeln eine besonders abwechslungsreiche Kulturlandschaft. Sie sind ein Sinnbild für das Miteinander von Mensch und Natur.

Wiesenschaumkraut, Foto: Leo, Fokus Natur

Distelfalter, Foto: Angelika Meister

Großer Abendsegler, Foto: Leo, Fokus Natur


Lebensraum für den Gartenrotschwanz

Der Gartenrotschwanz, ein kleiner Singvogel mit rostrotem Schwanz und leuchtend oranger Brust, ist ein typischer Bewohner von Streuobstwiesen. Er liebt lichte, strukturreiche Landschaften mit alten Obstbäumen, in deren Höhlen er brütet. Von den hohen Ansitzwarten aus hält er Ausschau nach Insekten, Spinnen und Beeren. Da Streuobstwiesen vielerorts verschwinden, ist der Gartenrotschwanz inzwischen selten geworden. Ihr Erhalt trägt entscheidend dazu bei, diese charismatische Art zu bewahren.

Gartenrotschwanz, Foto: Angelika Meister

Wegempfehlung

Eine rund 8 Kilometer lange Wanderung – auf der Route 2 (Mühlenburg und Katzenholz) – führt vorbei an Streuobstwiesen, entlang des „Hühnerhauses“ und durch die Geschichte der adeligen Familien mit mächtigem Stammbaum. Ideal im Frühjahr zur Obstblüte.
Ein schöner Ausflug für Naturbegeisterte, Ruhesuchende und alle, die sich für die Geschichte von Spenge interessieren.

Weitere Wanderrouten, auf denen sich Streuobstwiesen entdecken lassen:

Route 4 | Wehmerhorster Wiesental
Route 18 | Füllenbruch
Route 20 | Feldflur bei Elverdissen

Unser Tipp

Natur braucht Rücksicht. Bleiben Sie bitte auf den Wegen, bringen Sie ein Fernglas mit – und genießen Sie die Schönheit dieser Landschaften ganz bewusst von dort aus.